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Im Zeichen des Wandels
HV-Saison 2024 Die Hauptversammlungssaison hat begonnen. Unruhige Zeiten mit geopolitischen Konflikten und disruptiven Veränderungen erzeugen Unsicherheit. Der Informationsbedarf im Hinblick auf die Resilienz, Anpassungs-, Widerstands- und Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens ist verständlich.
von Thomas Wagner, Vorstand der Better Orange IR & HV AG
Geopolitische Konflikte und disruptive Veränderungen in Geschäftsmodellen, Technologien, Lieferketten und Umweltbedingungen gepaart mit Konjunktursorgen, Inflation, gestiegenen Zinsen und Energiepreisen, diese wichtigen Themen rücken 2024 in den Vordergrund der HV-Saison, das zeigten die ersten großen Hauptversammlungen.
Einerseits Rezession, Arbeitsplatzabbau und Verlegung von Arbeitsplätzen bzw. Produktionsstandorten ins Ausland. Andererseits Fachkräftemangel. Der gesellschaftliche Wertewandel – wie kann ein Unternehmen die Attraktivität im Wettbewerb um Nachwuchskräfte mit einem geänderten Work-Life-Balance-Verständnis steigern? Wie wird künstliche Intelligenz eingesetzt? Welche Chancen, Risiken und ethische Herausforderungen bergen digitale Transformationsprozesse? Was ist die richtige Dividendenpolitik?
Druck erzeugen beispielsweise Abhängigkeiten von China, Geschäfte mit Russland, Menschenrechtsverletzungen und Cyberattacken. Klimakrise und weitere Missstände in ESG-Belangen – Unternehmen werden zunehmend gezwungen, sich grüner, sozialer und nachhaltiger auszurichten. Und die Diskussion um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands mit seinen Standortnachteilen, Überregulierung, Bürokratie und Planwirtschaft versprechen weiteres Potenzial, als Themen in die HV eines Unternehmens hineingetragen zu werden.
Hoher Corporate-Governance-Standard
Aspekte guter Corporate Governance sind und bleiben die Dauerthemen jeder HV, wenn es um die Kernkompetenzen der HV, also um die Mitsprache bei der Vorstands- und Aufsichtsratsvergütung, die Besetzung des Aufsichtsrats, die Wahl des Abschlussprüfers, die Entlastung der Gremien oder um die potenzielle Verwässerung der Aktionäre geht.
ESG-Themen rücken dabei im Zuge des gesellschaftlich und politisch forcierten Transformationsprozesses hin zu einer ökologischeren, nachhaltigeren und gerechteren Welt verstärkt in den Vordergrund und üben Druck auf Unternehmen aus.
Dank der sogenannten Abstimmungsrichtlinien wurde mittlerweile ein sehr hoher Corporate-Governance-Standard erreicht. Abstimmungsrichtlinien spiegeln die Kriterien, Erwartungen und Vorgaben institutioneller Anleger und des Kapitalmarkts hinsichtlich guter Unternehmensführung wider und werden Jahr für Jahr weiterentwickelt. Oftmals gehen diese über die gesetzlichen „Mindest-Vorgaben“ hinaus oder setzen engere Grenzen.
Der Wirkungsmechanismus ist denkbar einfach: Wer gegen die öffentlich bekannten Abstimmungsrichtlinien verstößt oder gewisse Transparenzerwartungen nicht erfüllt, wird durch institutionelle Anleger in Form von NEIN-Stimmen abgestraft. Nur selten – oder nur als letztes Druckmittel – gibt es dazu noch große Diskussionen während und in der HV. Der Diskurs und die Auseinandersetzung mit institutionellen Investoren findet hierzu direkt oder indirekt im Vorfeld der HV statt.
Die Vielfalt und Komplexität der aktuellen Themen und die Gegensätzlichkeit der verschiedenen Interessenlagen lassen eine spannende HV-Saison 2024 erwarten. Es sind Zeiten des Wandels.
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