HV-Saison 2024: Ein erster Rückblick

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HV-Saison 2024: Ein erster Rückblick

Der Erfolg einer Hauptversammlung (HV) wird in erster Linie an der Zustimmung zu den gemachten Beschlussvorschlägen gemessen. Doch das greift zu kurz. Vielmehr ist die letzte HV immer der Startschuss für die kommende. Welche Rückschlüsse können gezogen werden?

von Markus Laue, Teamlead Consulting bei Computershare

Zur Auswertung der auslaufenden Saison wurden die Hauptversammlungen des ersten Kalenderhalbjahres herangezogen, die Computershare in Deutschland betreut hat.

Rückblick
Stabil waren in der vergangenen Saison die HV-Präsenzen (inkl. Briefwahlstimmen). Diese lagen im Mittel 2024 bei 74 %. 2023 waren es mit gut 75 % nur unwesentlich mehr. Deutlich zugenommen hat der Durchschnitt der Teilnehmenden: Er stieg von 90 auf 138. Dieser Anstieg ist jedoch auf den Wechsel eines DAX-Unternehmens von der virtuellen zur Präsenz-HV zurückzuführen, bei der sich die Teilnehmerzahl verdreifacht hat. Darum bereinigt beläuft sich die durchschnittliche Teilnehmerzahl auf gut 100 Teilnehmer.
Im Mittel dauerten Hauptversammlungen in der vergangenen Saison knapp vier Stunden. Interessanterweise lag der Mittelwert der Dauer einer virtuellen Hauptversammlung bei 4 Stunden und 31 Minuten, der von Präsenz-HVs hingegen nur bei 3 Stunden und 33 Minuten. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die längsten Hauptversammlungen, die bis zu knapp 14 Stunden gedauert haben, Präsenzveranstaltungen waren. Insbesondere bei kritischeren Tagesordnungen wählten die Gesellschaften diese Durchführungsform.

Einblick
Die Ursachen für die längere HV-Dauer liegen zum einen in der Anzahl und Dauer der Pausen, die während der virtuellen Hauptversammlung für Fragenbeantwortungen, die Einreichung von Widersprüchen oder Onboardings gemacht werden. Virtuelle Hauptversammlungen pausieren häufiger und länger: Im Mittel betrug die Pausendauer 36 Minuten, wohingegen sie sich bei Präsenz-HVs auf durchschnittlich 20 Minuten belief.
Diese Diskrepanz scheint mit der Anzahl der gestellten Fragen zusammenzuhängen. Während bei der virtuellen Hauptversammlung im Mittel fünf Fragende 66 Fragen stellten, waren es bei der Präsenz-HV zwar ebenfalls fünf Fragesteller, diese stellten jedoch nur 48 Fragen.

Ausblick
Der Deutsche Corporate Governance Kodex sieht vor, dass der Hauptversammlungsleiter sich davon leiten lassen sollte, eine ordentliche Hauptversammlung spätestens nach vier bis sechs Stunden zu beenden. Die Dauer einer Präsenz-HV ist dabei nach der Auswertung insbesondere von den inhaltlichen Themen bestimmt.
Bei einer virtuellen Hauptversammlung hingegen spielen die technischen Aspekte, die mit den Herausforderungen der Zuschaltung und zeitverzögerten Übertragung zusammenhängen, eine deutlich größere Rolle: Vermeintlich technisch nötige Pausen scheinen hier eine Straffung kaum möglich zu machen. Das Resultat waren enervierend viele Pausen.

Das Phänomen, das man auch von Präsenz-HVs kennt, dass spätestens nach dem zweiten Redner, zumeist aber der Vorstandsrede der Saal respektive der Bildschirm verlassen wird, wird durch die zu häufig gemachten Pausen verstärkt. Dem Aktionär wird so die Verfolgung des Aktionärstreffens in Gänze leidig gemacht. Hier gilt es, für die kommende Saison anzusetzen, um die Hauptversammlung wieder attraktiv zu gestalten, egal in welcher Durchführungsform.

Erschienen in AnlegerPlus, Ausgabe 8/2024

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